Mobbing als Problem

Absicht, Wiederholung und Machtungleichgewicht

Unter Mobbing wird ein Verhaltensmuster verstanden, bei dem eine Person oder Gruppe absichtlich, wiederholt und auf aggressive Art und Weise andere ausgrenzt, erniedrigt oder beleidigt.

PRIMO - Prävention von & Intervention bei Mobbing

Mobbing liegen drei zentrale Charakteristika zugrunde:

Absicht

Die Handlungen sind absichtlich und zielgerichtet darauf ausgelegt, einer Person oder Gruppe Schaden zuzufügen.

Wiederholung

Mobbing geschieht wiederholt über einen längeren Zeitraum hinweg, häufig über Tage, Wochen oder in manchen Fällen sogar Jahre. Es handelt sich also nicht um einen einmaligen Vorfall.

Machtungleichgewicht

Zwischen den Täter:innen und Opfern gibt es ein Ungleichgewicht der Macht, beispielsweise sind die Täter:innen stärker oder genießen einen höheren sozialen Status in der Klasse als die Opfer.

PRIMO - Prävention von & Intervention bei Mobbing
Maßnahmen gegen Mobbing

Prävention und Intervention gegen Mobbing im schulischen Umfeld

Mobbing wird zunehmend als ernstes Problem erkannt, das tiefe und langanhaltende Auswirkungen auf das Wohlbefinden der Betroffenen (aber auch indirekt Beteiligten wie z.B. Zuschauer:innen) haben kann. Daher ist es von großer Bedeutung, dass pädagogisches Schulpersonal Mobbing erkennen, adäquat intervenieren und präventive Maßnahmen ergreifen kann.

Was ist Mobbing nicht?

Manche Verhaltensweisen, die wir unter Heranwachsenden beobachten, können von Außenstehenden leicht mit Mobbing verwechselt werden. Die Unterscheidung zwischen Mobbing und den unten genannten Phänomenen ist wichtig, um eine Entscheidung darüber zu treffen, ob ein Eingreifen durch Erwachsene notwendig ist und welche Maßnahmen ergriffen werden sollten.

Mobbing vs. Konflikte

Während Konflikte normalerweise zwischen Personen mit ungefähr gleichem Machtverhältnis stattfinden und oft einen spezifischen Anlass haben, beispielsweise eine Meinungsverschiedenheit, ist Mobbing durch ein Machtungleichgewicht gekennzeichnet. Bei Mobbing gibt es eine:n Täter:in (oder mehrere), der das Opfer wiederholt und über einen längeren Zeitraum hinweg schikaniert oder angreift.

Mobbing vs. Streit

Zufällige oder einmalige Raufereien und Streitereien, die im Kindes- und Jugendalter häufig vorkommen, sind nicht mit Mobbing gleichzusetzen. Mobbing ist systematisch und wiederholt und zielt darauf ab, die andere Person sozial zu demütigen oder zu schädigen.

Mobbing vs. Neckereien

Neckereien sind in der Regel harmloser und gegenseitiger Natur. Sie überschreiten nicht die Grenze zur Schädigung oder Demütigung. Im Gegensatz dazu ist Mobbing ernsthaft, schädlich und einseitig.

Mobbing vs. Belästigung

Obwohl Mobbing eine Form von Belästigung sein kann, ist der Begriff Belästigung breiter und umfasst auch meist einmalige Vorfälle. Mobbing hingegen bezieht sich auf wiederholte Übergriffe über einen längeren Zeitraum. Zudem hat Mobbing zum Ziel, die betroffene Person sozial zu isolieren oder zu demütigen.

Mobbing vs. Diskriminierung

Diskriminierung bezieht sich auf vorurteilsbehaftetes oder ungerechtes Verhalten gegenüber einer Person aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe (z. B. wegen Ethnie, Geschlecht, Religion). Mobbing kann zwar diskriminierende Elemente enthalten, ist aber nicht auf diese beschränkt und konzentriert sich eher auf individuelle Opfer.

Welche Formen gibt es?

Mobbing kann in verschiedenen Formen auftreten:

Physisches Mobbing

Hierbei wird physische Gewalt gegen die betroffene Person angewendet, z.B. Schlagen, Stoßen, Treten, Spucken oder das Zerstören von persönlichem Eigentum der Person.

Verbales Mobbing

Hierbei wird die betroffene Person mit verbaler Gewalt, häufig in Form von Beleidigungen, Demütigungen oder Drohungen, konfrontiert. Auch sexistische, rassistische oder homophobe Bemerkungen können dazugehören.

Relationales Mobbing

Diese Form von Mobbing zielt darauf ab, den sozialen Ruf oder die Beziehungen einer Person zu schädigen. Dies kann durch das Verbreiten von Gerüchten, Ausgrenzung aus Gruppen oder Manipulation von Freundschaften geschehen mit dem Ziel, die Person auszugrenzen.

Cybermobbing

Cybermobbing bezeichnet Mobbing, das im digitalen Raum stattfindet, beispielsweise in Internetforen, Chats, Online-Spielen oder sozialen Netzwerken. Beispiele für Cybermobbing sind das Versenden beleidigender Nachrichten, das Posten verletzender oder herabwürdigender Inhalte oder das Teilen privater Informationen ohne Zustimmung der betroffenen Person.

Was erhöht das Risiko, Opfer von Mobbing zu werden?

Bestimmte Faktoren können das Risiko, von Mobbing betroffen zu sein, erhöhen. Diese Risikofaktoren sind auf verschiedenen Ebenen, wie der persönlichen Ebene, der Beziehungsebene, der Schulebene sowie der gesellschaftlichen Ebene angesiedelt. Um zu verstehen, warum Heranwachsende Opfer von Mobbing geworden sind, muss man das Zusammenspiel verschiedener Faktoren auf unterschiedlichen Ebenen berücksichtigen.

Persönlichen Ebene

Risikofaktoren auf dieser Ebene betreffen das Individuum selbst. Zu den Faktoren gehören beispielsweise das äußerliche Erscheinungsbild (z.B. Übergewicht oder Körpergröße), sprachliche oder kognitive Beeinträchtigungen, ein negatives Selbstkonzept, ein geringes Selbstwertgefühl oder das Angehören zu einer bestimmten gesellschaftlichen Gruppe, die durch ein bestimmtes Merkmal geprägt ist (Sexualität, Hautfarbe, Religion).

Beziehungsebene

Diese Ebene umfasst soziale Beziehungen zu Eltern, Familie, Freunden und Peers. Zu den Risikofaktoren zählen ein restriktiver und überbehüteter Erziehungsstil der Eltern, geringer familiärer Zusammenhalt, Vernachlässigung und Misshandlung von den Eltern, ein Übermaß an elterlicher Unterstützung, geringe Beliebtheit unter den Peers, niedriger sozialer Status innerhalb der Peergruppe, wenig oder keine Freunde sowie Zurückweisung durch Gleichaltrige.

Schulebene

Hierzu zählen Faktoren, die durch die Institution Schule beeinflusst werden wie beispielsweise eine negative Schulatmosphäre, ein negatives Schul- oder Klassenklima, keine Etablierung von Anti-Mobbing-Programmen oder Verhaltenskodexen, eine ungenügende Pausenaufsicht oder mangelndes Bewusstsein für Mobbingvorfälle seitens der Lehrkräfte.

Gesellschaftliche Ebene

Faktoren auf dieser Ebene verweisen auf begünstigende Umstände für Mobbing in der Gesellschaft. Dazu gehören die gesellschaftliche Akzeptanz von Gewalt, der gesellschaftliche Umgang mit Minderheiten, die Durchsetzung des Rechts auf eine gewaltfreie Kindheit und die Schulpolitik des Landes.
Das Vorhandensein eines oder mehrerer der hier genannten begünstigenden Faktoren für Mobbing führt nicht zwangsweise dazu, dass eine Person auch wirklich von Mobbing betroffen ist, jedoch erhöht es die Wahrscheinlichkeit.

Was sind Folgen von Mobbing?

Mobbing kann für Menschen schwerwiegende und langfristige Folgen haben, die sich auf alle Bereiche des Wohlbefindens negativ auswirken können. Abhängig davon, wie intensiv und langanhaltend das Mobbing ist und als wie belastend es von Betroffenen empfunden wird, können die Auswirkungen variieren. Zu den häufigsten Folgen für Heranwachsende gehören:

Körperliche Probleme

Chronischer Stress durch Mobbing kann zu Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Magenbeschwerden und anderen psychosomatischen Symptomen führen.

Psychische Probleme

Depressionen, Angstzustände und ein niedriges Selbstwertgefühl treten häufig als psychische Folgen von Mobbing auf. In schweren Fällen kann dies sogar zu Suizidgedanken oder selbstverletzendem Verhalten führen.

Soziale Isolation

Gefühle von Einsamkeit und sozialer Isolation begleiten viele Personen, die Opfer von Mobbing sind. Insbesondere betroffene Kinder und Jugendliche sind in der Entwicklung sozialer Kompetenzen beeinträchtigt und haben folglich Schwierigkeiten, Beziehungen und Freundschaften zu Gleichaltrigen aufzubauen.

Schulische Probleme

Kinder und Jugendliche, die von Mobbing betroffen sind, erleben häufig einen Abfall ihrer schulischen Leistungen, bedingt durch sinkende Konzentration sowie häufiges Fehlen im Unterricht. Zudem kann sich eine Schulangst entwickeln.

Verhaltensauffälligkeiten

Opfer von Mobbing können Verhaltensänderungen wie Aggressivität, Gereiztheit und plötzliche Stimmungsschwankungen zeigen. Zudem ziehen sie sich häufig aus sozialen Settings zurück und verlieren das Interesse an Hobbys oder anderen Aktivitäten, die ihnen früher Freude bereitet haben.

Die Erfahrungen von Mobbing in der Kindheit und im Jugendalter können sich auch langfristig auf das Wohlbefinden der Betroffenen auswirken. Die Folgen bleiben in einigen Fällen auch im Erwachsenenalter noch spürbar. Deshalb ist es wichtig, dass betroffene Kinder und Jugendliche Unterstützung durch Familie, Freunde, Mitschüler:innen und Lehrkräfte erhalten, um die negativen Auswirkungen abzumildern. Interventions- und Präventionsmaßnahmen können einen wichtigen Beitrag dazu leisten, Mobbing zu bekämpfen und den Betroffenen zu helfen.

Wie kann man bei Mobbing effektiv handeln?

Effektives Eingreifen bei Mobbing erfordert ein umfassendes Intervenieren. Um das Risiko von Mobbing-Vorfällen zu reduzieren, sind auch Präventionsmaßnahmen ratsam. Auf folgende Punkte sollte geachtet werden:

Früherkennung

Das frühzeitige Erkennen von Anzeichen für Mobbing ist entscheidend. Lehrkräfte, Eltern und Mitschüler:innen sollten auf Verhaltensänderungen, wiederholtes Fehlen in der Schule oder eine Verschlechterung der schulischen Leistungen achten.

Klare Anti-Mobbing-Politik

Schulen sollten etablierte Richtlinien und Verfahren haben, die definieren, was Mobbing ist und wie darauf reagiert wird. Dies schafft ein Umfeld der Nulltoleranz gegenüber Mobbing.

Sofortiges Eingreifen

Bei einem Mobbingvorfall ist ein sofortiges Eingreifen wichtig. Dies kann die direkte Konfrontation des Verhaltens, die Trennung der beteiligten Personen und die anschließende Untersuchung des Vorfalls umfassen.

Unterstützung für das Opfer

Opfer von Mobbing benötigen emotionale Unterstützung, um die Auswirkungen des Mobbings zu bewältigen. Gespräche, Beratung und eine sichere Umgebung sind dafür entscheidend.

Konsequenzen für die Täter:innen

Es ist wichtig, dass die Täter:innen angemessene Konsequenzen für ihr Verhalten erfahren. Diese sollten erzieherischer Art und darauf ausgerichtet sein, zukünftiges Mobbing zu verhindern.

Einbeziehung der Gemeinschaft

Eltern, Lehrkräfte und Mitschüler:innen sollten in Präventions- und Interventionsstrategien einbezogen werden. Zudem können Schulsozialarbeiter:innen und Schulpsycholog:innen herangezogen werden.

Förderung eines positiven Umfelds

Eine positive, inklusive und respektvolle Schul- oder Gemeinschaftskultur kann Mobbing vorbeugen. Dies kann durch Teamaktivitäten, soziales Lernen und den Aufbau von Empathie und anderen sozialen Fähigkeiten gefördert werden.

Peer-Support und Mentoring-Programme

Gleichaltrige können eine wichtige Rolle bei der Unterstützung von Mobbingopfern spielen und zur Schaffung einer inklusiven Umgebung beitragen.

Training und Bildung

Regelmäßige Schulungen für Lehrkräfte, Eltern und Schüler:innen über Mobbing, dessen Auswirkungen und Interventionstechniken bieten die Möglichkeit, über Mobbing aufzuklären sowie Präventions- und Interventionsstrategien umzusetzen.

Follow-up und Überwachung

Nach einem Mobbingvorfall ist es wichtig, das Wohlbefinden des Opfers und die Verhaltensänderung der Täter:innen zu überwachen. Regelmäßige Überprüfungen können sicherstellen, dass das Mobbing nicht wieder auftritt.

Durch die Kombination dieser Ansätze kann effektiv auf Mobbing reagiert und ein sicheres und unterstützendes Umfeld für alle Beteiligten geschaffen werden.